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Crossed Off: Gefährliche Versuchung 

Bad Boys, Cowboys und Millionäre
Die Crossed-Serie, Band 4


Sie hat ihre Familie verlassen, um sie zu beschützen.

Er hat seinen Vater verraten, um ihn vor dem Gefängnis zu bewahren.

Und das Schicksal ist noch lange nicht fertig mit den beiden.

Skyler Waters schwebt in Gefahr, und das nicht, weil sie für einen der mächtigsten Männer in Manhattan arbeitet. Obwohl sie ahnt, dass ihr Chef ein Gauner ist, braucht sie das Geld, um sich vor jemandem zu verstecken, der noch gefährlicher ist als er: ihrem rachsüchtigen Halbbruder.

Cash Wagner ist entschlossen, die Ehre seiner Familie wiederherzustellen und die illegalen Machenschaften seines Vaters zu unterbinden. Als Skyler Waters Opfer der Operationen seines Vaters wird, tut Cash alles, um ihr zu helfen und sich sowohl Skyler als auch seiner Familie gegenüber zu beweisen.

Auch wenn Skyler Cashs Motive nicht ganz durchschauen kann, muss sie zugeben, dass sie mehr mit dem attraktiven Mann gemeinsam hat, als sie dachte. Und als sich die Gelegenheit bietet, stimmt sie zu, Cash bei seinem nächsten Auftrag zu helfen. Schließlich braucht sie das Geld, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Es gibt nur ein Problem: Dieser Auftrag wartet bereits seit zwei Jahren auf sie.

Und es könnte ihr letzter sein.

Erleben Sie Skylers und Cashs unerwartete Romanze in Crossed Off: Gefährliche Versuchung, und verfolgen Sie mit, wie die beiden gemeinsam versuchen, Kriminelle zu überlisten und Frieden zu finden.

Warnung: Dieser Roman enthält explizite Szenen. Crossed Off: Gefährliche Versuchung ist der 4. Teil der Crossed-Serie und sollte in dieser Reihenfolge gelesen werden.

Verfügbar um:

Die Crossed Serie

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Vorschau zu Crossed Off: Gefährliche Versuchung

Kapitel 1

Der größte Jackpot in der Geschichte von Las Vegas wurde heute ausgelost – und ich durfte keinerlei Interesse an den dreihundertachtzig Millionen Dollar zeigen. Ich musste mich mit dem Preis von fünf Millionen Dollar an den Münzautomaten zufriedengeben. Ein wichtiger Grund dafür: Ich durfte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Wenn der Job abgeschlossen und ich das Geld in der Tasche hatte, würde mir mein Anteil eine neue Alarmanlage finanzieren können.

Ich lief im Raum auf und ab, von der Tür bis zu den deckenhohen Fenstern und zurück. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich die Wanduhr, die sich bei jedem Schritt zu verlangsamen schien. Beide Zeiger erreichten die Zwölf. Auf der anderen Seite des Fensters lag der Vegas Strip. Die Lichter waren sogar bei Nacht so hell, dass mein Zimmer erleuchtet wurde. Ich sollte anhalten und die nächtliche Skyline bewundern, dachte ich mir. Allerdings wusste ich, dass ich sowieso bald zurückkommen würde. Dann in ein anderes Kasino und für einen anderen Auftrag. Ich tippte gegen meine Armbanduhr: Noch bewegte sich der Sekundenzeiger. Ich war nicht nervös. Die Anweisungen machten den Auftrag zum Kinderspiel. Mein Problem war die potentielle Aufmerksamkeit, die durch den Gewinn auf mich gezogen werden könnte. Ich musste mich unauffällig verhalten, um den Auftrag nicht zu gefährden. Ich wollte nicht erfahren, wie sich ein Mörder fühlte, der nicht fliehen konnte, weil alle Straßen gesperrt waren. Ich wusste genau, wie sich das anfühlte. Ich biss von meiner Schokolade ab, die ich mir vorhin aus einem Snackautomaten im Flur gezogen hatte.

Vermeide Komplikationen. Geld nehmen und raus. Dieses Mantra wiederholte ich bei jedem Auftrag von neuem – also seit mittlerweile zwei Jahren. Nur so schaffte ich es, die Nervosität im Zaum zu halten und keine Fehler zu machen. Meine vergangenen Aufträge für Mr. Wagner hatten nicht so viel eingebracht, wie das bei diesem der Fall sein würde. Dennoch hatte es immer zum Überleben gereicht. Für jemanden ohne Ausbildung konnte ich mich glücklich schätzen, überhaupt an einen Job rangekommen zu sein.

In wenigen Minuten würde Harry an der Tür auftauchen. Ich konnte bereits die Maschinen hören und die Stimme, die den Gewinner ausriefen. Ich konnte mir das blinkende Gewonnen-Schild gut vorstellen. Ich war Harry im Starbucks auf der anderen Straßenseite vom Mirage begegnet. Vor drei Wochen war ich dort hingefahren, um nach Komplizen zu suchen. Als ich ‚versehentlich‘ einen Zwanzig-Dollar-Schein hatte fallen lassen und er mir das Geld zurückgab, wusste ich, dass er der Richtige für den Job war. Zudem war sein Name Harry! Was konnte bei so einem Namen schon schiefgehen.

Es hatte nicht viel von meiner weiblichen Überzeugungskraft gebraucht, um ihn an Bord zu holen: Ein paar Notlügen und klimpernde Wimpern später hatte er auch schon zugestimmt. Es war wichtig, die richtige Person anzuheuern. Schließlich wollte ich überleben. Normalerweise änderte es einen Menschen, wenn er erfuhr, wie viel Geld er in einer Nacht machen konnte. Zu viele Fragen folgten. Ich hasste Fragen. Harry verfügte über eine typische Surfer-Mentalität. Manchmal fragte ich mich, ob er bei unserem ersten Zusammentreffen zugekifft gewesen war … nicht, dass das eine Rolle spielte. Ich musste mich nur auf meinen Instinkt verlassen, dann ging schon alles glatt. Bisher hatte mich mein Instinkt noch nie im Stich gelassen.

Vom Moment unseres Kennenlernens konnte ich mit Sicherheit sagen, dass Harry ein anständiger Kerl mit einem Gewissen war. Er würde mich nicht verraten. Er war ein Gentleman. Gestern Abend hatte er mir die Tür zum Restaurant aufgehalten und war sogar aufgestanden, als ich mich frischmachen wollte. Seine zuvorkommenden Gesten erinnerten mich an einen anderen ehrlichen Mann. Ein Mann, der nicht nur mein bester Freund, sondern auch mein Partner gewesen war. Ein Mann, der sich ohne zu zögern geopfert hatte, um meine Schwester und mich zu retten. Auch Harry gehörte zu diesem Schlag. Man musste viele Frösche küssen, um einen wie ihn zu finden. Das änderte nichts an der Tatsache, dass ich im Moment keinen Mann gebrauchen konnte.

Ich warf einen Blick in den Spiegel und befestigte die Strähne, die der blonden Perücke entflohen war.

Ich frischte meinen roten Lippenstift auf. „Geht doch“, sagte ich zu meiner gebräunten Reflexion. Mich nervte gerade nur der Gedanke, dass sich Harry zu der kühlen Blondine hingezogen fühlte, die ich porträtierte. Deute an, dass du zuhaben sein könntest, und sie fressen dir aus der Hand. Noch ein Stück Schokolade folgte. Je mehr Zucker durch meinen Blutkreislauf zirkulierte, desto einfacher konnte ich diese Sache durchziehen.

Ich seufzte. „Na ja, hoffentlich findet er jemanden, der sein galantes Benehmen schätzt. Bis dahin werde ich bereits verschwunden sein.“

Der riesige Jackpot sorgte dafür, dass ich unbemerkt entkommen konnte. Es war die perfekte Ablenkung. Ich würde verschwinden, sobald die Überweisung abgeschlossen war, was genau … ich sah auf die Uhr … jetzt passieren sollte.

Meine Augen waren auf die Tür gerichtet. „Komm schon, komm schon“, murmelte ich. Es war bereits eine dreiviertel Stunde seit Mitternacht vergangen. Fünfundvierzig Minuten waren ausreichend für eine Transaktion.

Der abgesprochene bam-bam-parapapa-bam-bam-Rhythmus an meiner Tür vibrierte durch meinen Körper. Es war soweit. Mittlerweile spielte es keine Rolle mehr, wie viele Aufträge ich schon abgeschlossen hatte. Jedes Mal aufs Neue war ich ein nervöses Wrack. Da ich meinen Mund halten konnte und ein natürliches Talent hatte, das in der Branche als ‚lange Finger haben‘ bezeichnet wurde, meinte mein Boss, dass ich die Beste der Besten war.

Ich rannte durch den kleinen Flur, stolperte fast über meine eigenen Füße und presste ein Ohr gegen die Zimmertür.

„Wer ist da?“, fragte ich mit der Hand auf dem Türgriff.

„Ich bin’s, Ms. Dana. Harry“, antwortete der Einundzwanzigjährige. Schnell öffnete ich die Tür und packte Harry an seinen breiten Schultern. Ich zog ihn ins Zimmer. Dieser Ruck schaffte es nicht, seine zurückgegelten, schulterlangen Haare aus der Form zu bringen.

„Wie ist es gelaufen?“, fragte ich.

„Ich habe gewonnen … Was ich meine: Wir haben gewonnen!“ Sein Mund formte sich zu einem Lächeln und entblößte strahlendweiße Zähne. Die Grübchen auf seinen Wangen vertieften sich. Wenn ich Zeit hätte, um meine Schutzmauer herunterzulassen, dann für Harry. Ich musste mich zusammenreißen, bei seinem Anblick nicht in Verzückung zu geraten.

„Nicht so laut“, flüsterte ich. Ich trat aus dem Zimmer und warf einen Blick in beide Richtungen. Der Flur war leer. Ich machte die Tür zu und schloss ab. Da man nie sicher sein konnte, wackelte ich am Türgriff. Verschlossen.

„Hast du sie gebeten, die Transaktion wie besprochen zu tätigen?“

„Ja, Ma’am“, antwortete er und wartete dann auf meine nächsten Anweisungen.

Ich war mir sicher, dass Männer wie Harry ausgestorben waren. Es fühlte sich an, als wäre ich auf Gold gestoßen. Zu dumm, dass ich ihn nicht mehr als einmal nutzen konnte. Das war meine Regel: ein Auftrag. Ein beliebiger Kerl. Keine Zeugen. Kein Kontakt mit niemandem.

Vermeide Komplikationen. Geld nehmen und raus.

Ich setzte mich vor meinen Laptop. Ein paar Tasten später sah ich es: vier Millionen und neunhunderttausend Dollar. Minus das Geld, das Harry als Bezahlung bekam. Ich schloss den Computer und machte mich daran, meine Habseligkeiten in einen Koffer zu werfen.

„So schnell habe ich noch nie hunderttausend Dollar gemacht.“ Er grinste, als ich durchs Zimmer rannte. Ich hätte schon früher packen sollen. Stattdessen hatten mich meine Nerven beschäftigt. „Woher haben Sie es gewusst?“

Ich ignorierte seine Frage. Eine Fragerunde stand nicht zur Debatte. Mit niemandem. Wir waren uns einig gewesen: keine Fragen.

„Gib nicht alles auf einmal aus, Harry. Geld wächst nicht auf Bäumen.“

Harry näherte sich langsam. Er wechselte von einem Fuß auf den anderen. Ich zögerte, ihm ins Gesicht zu sehen. Ich nahm meinen Mut zusammen und sah ihm in seine türkisfarbenen Augen, die fast silbrig erschienen. Sie erinnerten mich an meine eigene Augenfarbe, die ich mit braunen Kontaktlinsen zu verbergen suchte. Mit einem Blick veränderte sich die Stimmung im Raum: Über den geschäftlichen Austausch hatte sich mit nur einem Wimpernschlag ein lustvoller Nebelschleier gelegt. Was auch immer gerade in ihm vorging, war nicht länger jugendfrei. Ich sah die Anzeichen eines leidenschaftlichen Löwen, den ich schon lange hinter seiner Fassade vermutete. Als Reaktion kribbelte mein ganzer Körper.

„Ms. Dana, denken Sie, dass ich …“ Er zögerte und ich wusste genau, was kommen würde. „Wenn Sie etwas Zeit haben, also naja … Sie sehen jünger aus, als Sie meinten. Und ich habe Erfahrung mit älteren Frauen.“ Sein Blick senkte sich auf meinen leicht geöffneten Mund. Ich starrte ihn lediglich an. Mein Gesichtsausdruck konnte seine erregenden Gedanken nicht ansatzweise im Keim ersticken. Ich sah ihm an, was er dachte: Die Vorstellung, dass meine vollen Lippen seine Eichel liebkosen würden. Die Beule in seiner Hose bestätigte meine Vermutung.

Oh Gott. Wo kamen diese Gedanken plötzlich her?

„Könnten wir uns vielleicht mal treffen?“, platzte es aus ihm heraus.

„Harry“, sagte ich in einem ruhigen Ton. Ich senkte meine Stimme, so dass ich als reife fünfunddreißigjährige Frau erschien, die gerade von einem jüngeren Mann angemacht wurde. Ich hatte sieben Jahre auf mein eigentliches Alter drauf gepackt. War das zu viel gewesen, um glaubhaft zu sein? „Ich fühle mich geehrt, aber wir hatten eine Abmachung.“ Keine Komplikationen. Bitte keine Komplikationen.

„Natürlich. Ich dachte nur, weil wir doch so gut zusammenarbeiten …“

Ich ging zu ihm und tätschelte seine Wange ein bisschen härter, als ich wollte. „Das ist keine gute Idee, Harry“, sagte ich in einem erfahrenen Ton. „Du bist ein guter Kerl. Eines Tages wirst du ein Mädchen sehr glücklich machen. Jüngere Männer gehören nicht zu meinen Vorlieben.“ Ich holte mir meine Jacke, bedeckte hastig meinen Ausschnitt und zog den Reißverschluss an meinem Koffer zu. Dabei brach mir ein Nagel ab.

Scheiße. Dafür habe ich nun wirklich keine Zeit. Ich drehte mich wieder zu Harry und sagte: „Wie besprochen: Von diesem Zeitpunkt an hast du keine Erinnerung mehr an mich. Du hast mich weder gesehen noch von mir gehört. Ich existiere nicht.“ Jetzt war mein Mundwerk meine beste Waffe. Ich durfte niemanden in mein Leben lassen. Nicht jetzt und auch nicht in naher Zukunft. Vor allem niemanden, den ich für einen Job angeheuert hatte.

„Es wäre gut geworden.“ Er seufzte und sah durchs Fenster auf die überfüllte Straße unter uns.

Das wäre es. Es war nicht zu übersehen, wie gut er gebaut war. Meine Wangen erröteten, als ich an sein Angebot und den lustvollen Unterton dachte. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, damit er mir meine Gedanken nicht in den Augen ablesen konnte. Ja, er war ein gutaussehender Mann und jedes Mädchen wäre verrückt, wenn sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlte. Wenn ich ehrlich war, sah er älter aus, als er angegeben hatte. Ich hatte mir ihn heute Abend schon mehr als einmal ohne dieses Hawaiihemd an seinem Körper vorgestellt. So viel Material und trotzdem füllte er das Kleidungsstück perfekt aus. Wenn er ein Polohemd tragen würde, dann käme er dem Bild eines Mannes meines wahren Alters sehr ähnlich. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn. Ich war froh, dass er mir den Rücken zugewandt hatte und die Lichter der Stadt betrachtete, denn so hatte ich freie Sicht auf seine verlockende Statur.

Groß, schlank, definiert, blonde Locken und hammermäßige Arme – die Adern allein ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mein Verstand schweifte ab: Ich dachte daran, was diese Arme mit mir anstellen könnten. Je länger ich ihn betrachtete, desto deutlicher wurde mir vor Augen gehalten, dass sein Körper wie ein Leuchtturm für Frauen wirkte. Und seine Grübchen – verdammt – sie flehten mich geradezu an, dort einen Kuss zu platzieren. Frustration schwappte über meinen Körper, als ich mir vorstellte, welche anderen Köstlichkeiten er unter seiner Kleidung versteckte. Heiße Flammen kitzelten über meine Haut, zwischen meinen Brüsten und zu meinem Bauchnabel. Bevor mein Geschlecht in Mitleidenschaft gezogen wurde, schüttelte ich die sexuelle Erregung ab.

Was hatte Taylor Swift gesagt? Shake it off? Ich hatte keine Zeit für frivole Beziehungen und One-Night-Stands. Ich hatte kein Interesse daran. Mein Leben war kompliziert. Spontan fiel mir ein Haufen Gründe ein, warum ich mich nicht auf einen Mann einlassen sollte, und einer stach heraus: mein scheiß verdammter Halbbruder.

„Harry, ich bin mir sicher, dass du kein Problem haben wirst, ein nettes Mädchen für heute Abend zu finden. Du brauchst keine Frau in meinem Alter, die dich von den jugendlichen Schönheiten ablenkt.“ Mädchen, die keine Perücken tragen müssen. Mädchen, die keine Fassade aufrecht halten mussten oder sich falsche Nasen anklebten.

„Danke, Ms. Dana. Sie sind die coolste fünfunddreißigjährige Frau, die ich kenne.“ Seine weißen Zähne blitzten. Ließ er sie jeden Tag bleichen?

„Geh nach Hause, Harry. Es war mir eine Ehre, mit dir arbeiten zu dürfen.“ Ich streckte meine Hand aus und wir schüttelten Hände. Die Berührung war zärtlich und die Haare in meinem Nacken richteten sich auf. Ich hatte Harry aus gutem Grund ausgewählt. Er war freundlich und würde mich nicht verarschen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich sein stählerner Körper auf diese Weise beeinflussen würde. Schuldgefühle machten sich in mir breit. Wenn es so weiterging, bräuchte ich noch eine kalte Dusche, bevor ich verschwand. Und natürlich hatte ich dafür absolut keine Zeit.

„Auch mir war es eine Ehre, mit Ihnen zu arbeiten, Ms. Dana.“ Die Lust in seiner Stimme wurde von Aufrichtigkeit abgelöst. Er machte sich auf den Weg zur Tür. Die Vibrationen seiner Stimme hallten noch in meinem Körper nach und versetzten jede einzelne Zelle in Bereitschaft. Etwas an seinem Ton konnte ich nicht richtig einordnen: gleichzeitig tief und leise. Vielleicht hatte ich ihn zu lange in meiner Gegenwart bleiben lassen und jetzt spielte mein Verstand Spielchen mit mir.

„Ähm, Ms. Dana?“

„Ja?“

„Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, zögern Sie bitte nicht, mich anzurufen.“ Er betonte das Wort irgendetwas.

„Das mache ich.“ Ich lächelte und gab ihm damit unnötig Hoffnung.

Erst als sich der Fahrstuhl mit Harry im Inneren schloss, fand ich wieder zu Atem.

Heilige Scheiße! Der Auftrag heute war der Schwierigste meiner Laufbahn. Verlor ich meine Verbissenheit? Ich musste mich zusammenreißen. Zwar wusste ich, dass ich wegen des drohenden Jahrestages zusätzlich angespannt war, dennoch konnte ich mir nicht erlauben, leichtsinnig zu werden. Ich hatte geschworen, von meiner Familie auf Abstand zu bleiben. Ich würde nicht versagen. Dabei spielte es auch keine Rolle, wie verzweifelt sich mein Herz nach ihnen sehnte. Sie waren noch am Leben; das war alles, was zählte. Und dieser Job war das Einzige, was mich am Leben hielt. Ich hatte gelernt, in der Menge unterzutauchen. Ich war die Maus, die mein Halbbruder niemals erwischen würde. Während ich ihn mit meinem Katz- und Mausspiel beschäftigte, konnte er meiner Familie nicht auflauern.

Ich schüttelte meine Panik ab und hob meinen Koffer hoch. Ein letzter Blick auf den erleuchteten Himmel, dann verschwand ich. Jetzt zum dritten Teil meines Mantras: Raus hier. Ich stopfte mir den Rest meines Schokoladenriegels in den Mund und stöhnte unterdrückt, als sich die Waffel mit der köstlichen Schokolade verband und auf meiner Zunge dahinschmolz. Genau der Zuckerschub, den ich gebraucht hatte.

Die Lobby im Mirage war gut besucht. Immer und zu jeder Zeit. Ich hatte online ausgecheckt, um den Kontakt am Schalter zu vermeiden. Wenn ich müsste, würde ich mit hohen Hacken über den Marmorboden rennen, nur um einer Konfrontation zu entgehen.

Keine Panik. Niemand weiß, wer du bist, dachte ich und versuchte, meine hektischen Schritte zu kontrollieren. Die vielfach benutzten Räder am Koffer wackelten und ich notierte mir im Geiste, einen Neuen zu kaufen. Unter meinem großen Hut beobachtete ich den Eingang.

Der Hotelportier lächelte freundlich. „Eine schöne Nacht wünsche ich Ihnen.“

Ich nickte mit einem gezwungenen Lächeln.

Die Geräusche des geschäftigen Strips trafen verlockend an mein Ohr. Es war lange her, dass ich mich dem Leben hingegeben hatte. Spaß haben fiel mir schwer, da ich mich einfach nicht entspannen konnte. Anstatt mein wahres Ich herauszulassen, übernahm die Betrügerin stets das Ruder. Ich hatte nie wahllosen Sex. Nur wenn es der Job verlangte und viel auf dem Spiel stand, fühlte ich mich dazu verpflichtet, etwas zu flirten. Eine feste Beziehung war mir dadurch nicht möglich. Vibratoren allein machten aber auch nicht glücklich. Wenn ich so darüber nachdachte, war es lange her, dass ich die Talente eines Mannes erbeten hatte. Langsam musste ich mich fragen, ob ich noch wusste, wie Sex funktionierte. Ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte Batterien.

Wenn ich mich noch länger als Frau mit einem Stock im Arsch ausgab, würde ich niemals wieder Sex haben! Ich hatte das Gefühl, wieder eine Jungfrau zu sein. Meine Vagina hatte mich bereits pulsierend und zuckend auf Harry hingewiesen. Als hätte ich Zeit dafür! Ich konnte einem Mann erst dann wieder Nähe und Intimität gewähren, wenn die Millionen aus meinem Verantwortungsbereich waren. Unabhängig davon musste ich dafür sorgen, dass ich vor meinem nächsten Auftrag flachgelegt werde, bevor ich Entscheidungen traf, die mir das Leben kosten konnten.

Ich ging auf die Limo zu, die gleich vor der Tür stand. Der Fahrer nahm mir meinen Koffer ab und packte ihn in den Kofferraum.

Schlief man in dieser Stadt? Nein, natürlich nicht.

Pärchen liefen händchenhaltend und lachend an meinem Fenster vorbei. Plötzlich spukte die Frage durch meinen Kopf, wie es wäre, ein normales Leben zu führen, einen respektablen Freund und einen stinknormalen Job zu haben. Ich seufzte. Ich musste mir eingestehen, dass an meinem Leben rein gar nichts normal war und je weniger Menschen die Wahrheit kannten, desto besser. War ich überhaupt bereit für ein derartiges Leben? Nein! Ich war mir nicht sicher, ob das jemals der Fall sein würde.

„Zum Flughafen bitte“, sagte ich dem Fahrer.

Der Chauffeur im mittleren Alter hielt meinem Blick im Rückspiegel ein wenig länger, bevor er sagte: „Mit Vergnügen.“ Ich bereute es bereits, dass ich mich nicht umgezogen hatte. Ich schlug die Beine übereinander und schob den Minirock soweit nach unten, bis mein Höschen vollständig verdeckt war. Ich wünschte mir eine Jeans, denn ich hatte kein Vertrauen in die getönte Scheibe zwischen uns. Leider musste ich in diesem Rock noch viele Blicke ertragen, bevor ich endlich zu Hause ankam und wieder die achtundzwanzigjährige Skyler Waters sein durfte.

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USA Today Bestseller Autorin Lacey Silks schreibt erotische und zeitgenössische Liebesromane mit einem Hauch von Spannung und Krimi. Die Geschichten sind von ihrem Leben, Träumen und Fantasien inspiriert. Sie ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Gerne benutzt sie ihren Ehemann als Versuchskaninchen für ihre intimen Szenen – er sagt, dass ihn das nicht im Geringsten stört.

Lacey liebt es, ihre Leser zum Erröten zu bringen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht nur in eine neue Welt eintauchen, sondern die Protagonisten verkörpern. Nichts befriedigt sie mehr, als mit den Emotionen ihrer Leser zu spielen – na ja, eine Sache tut das vielleicht doch 😉

Sie mag Männer mit großen Füßen, die Schamesröte auf den Wangen einer Frau und sexy Dessous, vor allem wenn die Unterwäsche vom Körper gerissen wird. Wie Gott den Menschen geschaffen hat, ist ihr Lieblingsoutfit.

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